Das Ziel besteht nicht nur darin, "Leben zu retten", sondern den Menschen zu helfen, bessere und selbstbewusstere Fahrer zu werden.Ola Svenson, Professor für Psychologie, Universität Stockholm
Warum die meisten Fahrer ihre Fähigkeiten überschätzen, die Risiken unterschätzen und schneller fahren als nötig.
In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Psychologie des Fahrverhaltens, indem wir Erkenntnisse aus drei Gesprächen mit Professor Ola Svenson - einem der weltweit führenden Experten für Entscheidungspsychologie - zusammenfassen.
Warum schätzen Autofahrer ihre Fähigkeiten immer wieder falsch ein?
Wie verzerrt Optimismus unsere Risikowahrnehmung?
Wie können kleine Änderungen an der Fahrerschnittstelle zu besseren Fahrgewohnheiten führen?
Warum die meisten Autofahrer denken, sie seien besser als der Rest
In unseren Gesprächen mit Professor Ola Svensson untersuchten wir eine universelle Verzerrung der Selbstaufwertung im Zusammenhang mit Fahrkünsten, bei der sich die meisten Fahrer selbst als geschickter einschätzen als ihre Mitfahrer. Dieses Phänomen, das eng mit dem Dunning-Kruger-Effekt verwandt ist, zeigt, dass die am wenigsten kompetenten Personen ihre Fähigkeiten häufig überschätzen, während sich die kompetenteren Personen selbst unterschätzen.
Beim Autofahren wird das Problem durch seltene Rückmeldungen noch verschärft. Geringfügige Fehler ziehen selten unmittelbare Konsequenzen nach sich, so dass sich schlechte Gewohnheiten hartnäckig halten können. Ohne rechtzeitige und objektive Rückmeldung verlassen sich die Fahrer auf ihre eigenen Interpretationen ihrer Leistung, was eine Änderung der Gewohnheiten erschwert und Sicherheitsverbesserungen schwer vorstellbar macht.
Optimismusverzerrung und Risikowahrnehmung
Wir haben uns auch eingehender mit der optimistischen Einstellung beschäftigt - unsere Tendenz zu glauben, dass negative Veranstaltungen eher anderen passieren als uns selbst. In Verkehrsszenarien unterdrückt diese Voreingenommenheit das Bewusstsein für reale Gefahren und kann zu riskantem Verhalten wie überhöhter Geschwindigkeit oder dem Ignorieren von Fahrerassistenzsystemen führen. Ironischerweise werden externe Risiken umso mehr unterschätzt, je mehr sich eine Person "unter Kontrolle" fühlt.
Kann die Gestaltung von Fahrhilfen das Fahrverhalten beeinflussen?
Die kurze Antwort auf die obige Frage lautet: Ja. Dies wurde in einer Studie von Professor Ola Svenson zur Geschwindigkeitswahrnehmung veranschaulicht, in der er feststellte, dass Autofahrer die Zeitersparnis bei hohen Geschwindigkeiten durchweg überschätzen und die Zeitersparnis bei niedrigeren Geschwindigkeiten unterschätzen. Diese Fehleinschätzung kann zu riskantem Verhalten und schlechten Entscheidungen im Straßenverkehr führen. Wenn Tachometer Kilometer pro Stunde anzeigen, überschätzen die Menschen bei weitem, wie viel Zeit sie durch zu schnelles Fahren sparen. Wenn dieselbe Anzeige jedoch so umgestaltet wird, dass sie Minuten pro Kilometer anzeigt, können die Fahrer die tatsächlichen Kosten der Geschwindigkeit besser einschätzen - und sich entsprechend anpassen.
Wie können wir mit diesen Erkenntnissen die Verkehrssicherheit verbessern?
Was können wir aus den Studien von Professor Ola Svensson lernen? Letztlich ist das Verständnis der psychologischen Mechanismen, die hinter den Fahrentscheidungen stehen, von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung und Gestaltung von Lösungen, die zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen können. Es geht nicht nur darum, "Leben zu retten", sondern den Menschen zu helfen, bessere, selbstbewusstere Fahrer zu werden. Mit besserem Design und Bewusstsein können wir die Technologie mit dem menschlichen Verhalten in Einklang bringen und den Fahrern helfen, bessere Fahrer zu werden, wodurch die Straßen für alle sicherer werden.
Sehen Sie sich alle drei Episoden an und erfahren Sie, wie Psychologie, Design und Bescheidenheit unser Fahrverhalten verändern können.
Vertiefung der Fahrverhaltensforschung
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In einer Forschungsstudie untersuchten Wissenschaftler mit Eye Tracking, ob das Display des Beifahrers das Fahrverhalten und die Arbeitsbelastung beeinflusst.
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