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Eye Tracking beweist Konzept der emotionalen Verzerrung in verschiedenen kulturellen Gruppen

Kundengeschichte

Eye Tracking beweist Konzept der emotionalen Verzerrung in verschiedenen kulturellen Gruppen

Eine Eye Tracking-Studie der Freien Universität Berlin

Der "Negativitäts-Bias" bezieht sich auf die schnellere Erkennung von und Reaktion auf Ausdrücke negativer Emotionen wie Wut oder Angst im Vergleich zu positiven oder neutralen Gefühlsausdrücken. Es ist möglich, dass der Negativitäts-Bias angeboren ist und daher bereits in der frühen Kindheit auftritt, unabhängig von kulturellen Hintergründen. Es ist auch möglich, dass sie auch bei anderen Spezies vorkommt, z. B. bei eng verwandten nicht-menschlichen Primaten.

Hintergrund

In dieser Studie aus dem Bereich der evolutionären und vergleichenden Psychologie wurde Eye Tracking eingesetzt, um Negativitätsvorurteile in verschiedenen Kulturen zu untersuchen, indem die Fixationszeiten auf Gesichtsausdrücke gemessen und analysiert wurden. Es wurde untersucht, ob sowohl Kinder als auch Erwachsene zweier sehr unterschiedlicher kultureller Gruppen (Deutsche und eine Gruppe von Jägern und Sammlern, die ≠Akhoe Hai//om, in Namibia) Gesichtsausdrücke negativer Emotionen im Vergleich zu positiven oder neutralen Ausdrücken schneller, häufiger und für eine längere Dauer fixieren.

Zielsetzung

Ziel des Projekts war es, die möglicherweise evolutionär bedingte funktionelle Grundlage des Negativitätsbias, seine kulturellen Abhängigkeiten und seine Entwicklung über die Lebensspanne zu charakterisieren. Es wurde angenommen, dass sowohl Kleinkinder als auch Erwachsene verschiedener Kulturen auf negative emotionale Informationen im Vergleich zu positiven oder neutralen Informationen stärker reagieren (z.B. längere Blickzeiten zeigen) sollten.

Methode

Derzeit wurden insgesamt 31 Vorschulkinder (zwischen 4 und 5 Jahren), 60 Schulkinder (zwischen 7 und 9 Jahren) und 40 Erwachsene getestet. Es handelt sich jedoch um eine laufende Studie mit bisher nur vorläufigen Ergebnissen. Den Betrachtern wurden zwei negative Gesichtsausdrücke (Angst - hohe Erregung und Traurigkeit - geringe Erregung), ein positiver Gesichtsausdruck (glücklich) und ein neutrales Gesicht präsentiert. Für jeden Gesichtsausdruck wurden zwei Gruppen von Stimuli (kaukasisch - "weiß" und afroamerikanisch - "schwarz") verwendet, um zu sehen, ob Gesichter verschiedener ethnischer Gruppen unterschiedlich verarbeitet werden. Diese Gesichter stammten aus dem NimStim Face Stimulus Set (MacBrain Database; Tottenham et al., 2009).

Das Experiment wurde mit dem Eye Tracker T60 von Tobii durchgeführt, um die Zeit zu messen, die mit der Fixierung auf jedes Bild verbracht wurde (Abbildung 1). Bei Erwachsenen und Schulkindern wurde eine 5-Punkt-Kalibrierung verwendet, bei Vorschulkindern die manuelle Kleinkindkalibrierung (5 Punkte). Die Gesichtsausdrücke wurden immer in Paaren präsentiert. Jedes Paar wurde für 3000 Millisekunden präsentiert, gefolgt von einem Fixationskreuz, bevor das nächste Paar präsentiert wurde. Aufgrund der kürzeren Aufmerksamkeitsspanne der Kinder wurden nur 56 solcher Paare für Kinder verwendet, was zu einer Gesamtdauer von 5 Minuten pro Sitzung führte, verglichen mit 240 Paaren für Erwachsene, was zu einer Gesamtdauer von 15 Minuten pro Sitzung führte (Abbildung 2).

Die Zeitpunkte wurden alle 16,67 Millisekunden (60 Hz) gemessen, um den Punkt und die Dauer einer Fixation zu schätzen. Jede Fixation innerhalb eines Bereichs von 50 Pixeln, die länger als 100 Millisekunden dauerte, wurde in die Analyse einbezogen. Für die Stromversorgung wurde ein kleiner mobiler Generator verwendet, der sich als sehr zuverlässig erwies.

Die Stimuli wurden mit der Tobii Pro Studio Software entworfen. Die Rohdaten wurden mit einem selbst geschriebenen Matlab-Skript extrahiert. Dazu wurde jedes Bild auf einem Stimulus als separater Bereich von Interesse (AOI) definiert. Fixationsdauer, Anzahl der Fixationen und Scanpfad wurden mit diesem Skript analysiert. Die statistische Analyse wurde mit der numerischen Berechnungssoftware SPSS durchgeführt, indem die Matlab-Ausgaben importiert wurden.

"Auch ohne regelmäßige Stromversorgung und unter schwierigen Umgebungsbedingungen funktionierte der Eye Tracker von Tobii zuverlässig, was die Studie sehr erleichterte.
Prof. Dr. Katja Liebal, Freie Universität Berlin

Neues Konzept der "Angstverzerrung"

Dauer und Häufigkeit der Fixationen wurden für zwei verschiedene Vergleichsgruppen gemessen. Erstens wurden die mittlere Fixationsrate und Dauer für jeden Gesichtsausdruck mit jedem anderen Gesichtsausdruck verglichen, z. B. wurden ängstliche Gesichter mit traurigen, glücklichen und neutralen Gesichtern separat verglichen. Zweitens wurden die mittlere Fixationsrate und -dauer eines bestimmten Gesichtsausdrucks mit allen anderen Gesichtsausdrücken zusammen verglichen, z. B. ängstliche Gesichter mit "dem Rest" (traurige, fröhliche, neutrale Gesichter zusammen).

In der ersten Analysegruppe wurde festgestellt, dass Vorschulkinder und Erwachsene in Deutschland sowie Schulkinder beider Kulturen ängstliche Gesichter häufiger und länger fixierten als neutrale Gesichter. Nur Erwachsene unterschieden zwischen den beiden negativen Gesichtsausdrücken und fixierten ängstliche Gesichter häufiger und länger als traurige Gesichter. Allerdings wurden ängstliche Gesichter nicht häufiger und länger fixiert als fröhliche Gesichter. Bei der zweiten Analyse fixierten sowohl Kinder und Erwachsene in Deutschland als auch Schulkinder beider Kulturkreise im Vergleich zum "Rest" häufiger ängstliche Ausdrücke und seltener neutrale Gesichter, während bei den anderen Vergleichen keine Unterschiede festgestellt wurden.

Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass das Konzept des "Negativitäts-Bias" möglicherweise nicht geeignet ist, um die Tendenz zu beschreiben, auf negative Emotionen stärker zu reagieren als auf positive Emotionen, sondern dass es sinnvoller wäre, von einem "Angst-Bias" zu sprechen, da traurige Gesichtsausdrücke in einem viel geringeren Ausmaß fixiert wurden.

Schlussfolgerung

Fortschritte bei Eye Tracking-Studien

Die nächsten Schritte werden die Untersuchung von wütenden Gesichtern umfassen, da es aus evolutionärer Sicht sinnvoller sein könnte, auf wütende Gesichter zu reagieren, da sie eine unmittelbare Bedrohung für einen selbst darstellen. Darüber hinaus wird ein weiterer Forschungszweig der Frage nachgehen, ob die Teilnehmer Stimuli mit Gesichtsausdrücken aus ihrer eigenen ethnischen Gruppe anders verarbeiten als Stimuli aus einer anderen kulturellen Gruppe. Schließlich wird derzeit in Zusammenarbeit mit Fumihiro Kano ein ähnliches Design verwendet, um zu untersuchen, ob Menschenaffen auch auf Gesichtsausdrücke negativer Emotionen schneller fixiert sind als auf positive oder neutrale Emotionen.

Verwandte Informationen

Geschrieben von

Tobii

Zeit lesen

4 min

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